Auf einer mit blauem Samt bezogenen Recamiere hat es sich Athene gemütlich gemacht. Die Nike Sportschuhe hat sie ausgezogen. Ihre aus feinstem Jersey-Stretch gefertigte Jogginghose und ihr locker weit geschnittenes T-Shirt garantieren eine bequeme Session. Auf einem niedrigen Glastisch steht ein Glas mit frisch gepresstem Grapefruit-Saft, an dem sie genussvoll nippt. In den Händen hält sie eine Fernbedienung, die auf den ersten Blick wie eine Spielekonsole aussieht, mit zahlreichen bunten Knöpfen und einem zierlichen Joystick in der Mitte.
„ So ein Schrott!“ Athene ist ungeduldig. Sie kämpft mit ihrer Fernbedienung und versucht das Bild, das auf einem großen Plasmamonitor wiedergegeben wird, nach ihren Vorstellungen einzustellen. Endlich gelingt es ihr mit Hilfe des Joysticks, der allem Anschein nach dafür gedacht ist, eine externe Kamera fernzusteuern. Auf dem Bildschirm erscheint Odysseus, der gerade seinen Pastis mit sichtlichem Wohlbehagen trinkt.
„Typisch! Der hat wohl gerade nur noch diese eine Beschäftigung. Wenn der so weiter macht, werden ihm irgendwann seine genialen Ideen ausgehen. Wie dann der Kampf um Troja ausgehen wird, wissen die Götter. Dass die aber gerade mich auf diesen neurotischen Macho angesetzt haben, kann ich nicht verstehen. Ich hätte wahrlich besseres zu tun. Da kann ich mir gleich ein Ticket für 'Big Brother is watching you' besorgen."
Missmutig verzieht sie das Gesicht: „Eigentlich wollte ich mal wieder in das coole Fitnesszentrum gehen, da haben sie ein paar neue geile Geräte aufgestellt.“
Athene greift nach einem goldgelbem Pfirsich, der auf einer Obstschale auf dem Glastisch liegt, schneidet diesen mit einem kleinen Messer mit Perlmuttgriff in vier Teile und schiebt diese Stück für Stück in ihren Mund. Gelangweilt spielt sie mit ihrer Fernbedienung und drückt dann kurz entschlossen auf eine goldmarkierte Taste.
Das Bild ändert sich, eine große Halle, die wie eine luxuriös ausgestattete Wellnessanlage aussieht, kommt ins Bild. Zahlreiche Palmen und tropische Pflanzen zwischen kunstvoll gefertigten Marmortischen und einladenden Liegen vermitteln einen paradiesischen Eindruck.
Athene zoomt mit ihrer Fernbedienung auf einen dunkelroten Clubsessel, auf dem sich ein weibliches Wesen von beeindruckender Schönheit platziert hat. Athene zoomt noch ein wenig näher heran und betrachtet missbilligend das, was sich ihr auf dem Monitor darbietet. An Kleidung hat dieses weibliche Wesen außer einem Bikini, von dem aber auch nur das Unterteil präsent ist, nichts vorzuweisen, was dem Betrachter wiederum einen ungehinderten Blick auf einen perfekten Frauenkörper ermöglicht.
„Na klar, Aphrodite mischt mal wieder den Olymp auf. Wegen dieser Schlampe habe ich diesen miesen Job zu erledigen und muss auf diesen unberechenbaren Helden von Ithaka ständig ein Auge haben. Hätte ich den Apfel damals bekommen, wäre das alles nicht passiert. … aha, natürlich, …da kommt auch schon Ares zu seiner Schönen. Das Geturtel kann ich mir ersparen, das ist hier ja wie die 785. Folge von 'Verbotene Liebe'. Nein danke!“
Athene tippt auf ihre Fernbedienung und sieht wieder Odysseus, der sein 2. Glas Pastis leer trinkt und Entschlossenheit signalisiert, um den Kampf um Troja endlich in die Zielgerade zu bringen.
„Keine schlechte Idee! Da bin ich gespannt, was dir dieses Mal einfällt. Vielleicht passiert mal endlich etwas. Dieses Hin und Her, einmal, zweimal, dreimal um Troja herum und nichts passiert, das will jetzt keiner mehr sehen.“

… Fortsetzung folgt …